Was zetteln die
USA gegen
Bolivien an?
Hugo Moldiz Mercado
ALS Ausdruck einer Taktikänderung gegenüber
Bolivien, die auf eine Verschärfung der subversiven
Aktionen gegen die sozialistische Regierung
hinausläuft, hat das US-Außenministerium Jefferson
Brown losgeschickt, damit er das „Haus säubert".
Nach zwei Monaten - im Juli – soll er dann den
Posten an Peter Brennan übergeben, der alle Beamten
mit diplomatischem Status auswechseln wird, was
etwas Ungewöhnliches in der diplomatischen Praxis
ist.
Das Weiße Haus scheint beschlossen zu haben, eine
Wende zum Schlechteren in den bilateralen
Beziehungen mit Bolivien einzuschlagen. Nach dem
Absetzen von Larry Memmott, der bei den US-Geheimdiensten
als „Taube" gilt – entsendete das State Department
als einstweiligen Geschäftsträger den „Falken"
Jefferson Brown, der nur bis Juni da sein wird, um
den Posten danach Peter Brennan, einem anderen, viel
erfahreneren „Falken", zu überlassen.
Aber die Veränderungen in der US-Botschaft in La
Paz enden nicht mit der Neubesetzung ihres
Geschäftsträgers, dem höchsten Amt der US-Delegation
in Bolivien, nachdem Präsident Evo Morales im Jahr
2008 Botschafter Philip Goldberg auswies, wegen
subversiver Aktivitäten in Abstimmung mit den
Sektoren der härtesten und undemokratischen
Opposition, die in der Stadt Santa Cruz verschanzt
sind. Alles weist darauf hin, dass das diplomatische
Team vollständig ersetzt wird. Die Geheimdienste
werden an Bedeutung gewinnen und die Aktionen der
Destabilisierung der Regierung von Evo Morales
werden im Rahmen einer Gegenoffensive des Imperiums
in der Region verstärkt.
Brown kam nur Stunden nach seiner Ernennung am
23. April nach Bolivien. Nach zuverlässigen Quellen,
die mit den Büros des State Department in Verbindung
stehen, wird es im kommenden Monat Juli zur
kompletten Auswechslung der Beamten mit
Diplomatenstatus kommen. Dies bedeutet, dass nach
dem Abgang von Memmott die wichtigste Aufgabe von
Brown - eines Offiziers mit Karriere, der unter
anderem Missionen in Brasilien, El Salvador,
Paraguay, Ecuador und Argentinien erfüllt hat - ,
darin besteht, das „Haus zu säubern", damit
später Peter Brennan kommt, der Deputy Chief gewesen
ist und für den Politikbereich in Costa Rica,
Nicaragua, Pakistan und im Washingtoner Büro für
Kuba verantwortlich war.
Diese Veränderungen in der US-Botschaft in La
Paz, die in der diplomatischen Organisation und
Praxis ungewöhnlich sind, bestätigen die am 17. März
in „La Epoca" veröffentlichte Mitteilung, in der es
heißt, dass der vorzeitige Abschied des damaligen
Geschäftsträgers Larry Memmot, auf Drängen der CIA
und der Sicherheit des State Department erfolgte,
deren hohe Beamte überzeugt waren, dass der Diplomat
eine „Taube" sei und in La Paz ein „Falke" benötigt
würde.
Die Umbesetzung wurde gesundheitlichen Gründen
eines der Verwandten des Geschäftsträgers
zugeschrieben. Aber alles begann, offensichtlich zu
werden, als sich herausstellte, dass der Befehl zum
sofortigen Abschied auch Mitchel Ferguson mit
einbezog, der als Stellvertreter Memmotts kam,
später aber als Leiter des politischen Amts an
Stelle von Geoffrey Frederick Schadrack, des Mannes
der CIA in Bolivien, eingesetzt wurde. Die Abreise
von Memmott und Ferguson war ebenfalls
ungewöhnlich. Das State Department gab ihnen nur
zehn Tage, um Bolivien zu verlassen.
Obwohl unter der Leitung von Memmott die
Aktivitäten der Geheimdienste nicht unterbrochen
wurden, sorgten Meinungsverschiedenheiten darüber,
wo der Schwerpunkt der Handlungen der US-Botschaft
in La Paz liegen sollte, für Spannungen in den
Beziehungen des Geschäftsträgers zu den
Verantwortlichen der US-Geheimdienste. Ersterer
ignorierte nicht etwa die Spionageaktivitäten oder
widersetzte sich ihnen, aber seine Neigung dazu, der
Politik die Priorität einzuräumen, einschließlich
von Diensten für Bürgerinitiativen, um das Vertrauen
der Regierung von Evo Morales zu gewinnen,
verärgerten die Hardliner in Washington.
Das ist der Grund, aus dem Memmott zwei wichtige
Aktionen der Geheimdienste nicht mitgeteilt wurden,
wie es gewöhnlich geschieht, ohne dass dabei Details
angegeben werden müssten. Die erste im Mai 2013 bei
der illegalen Einreise zweier DEA-Agenten, mit engen
Verbindungen zur CIA, um ein Verfahren wegen
Drogenhandels gegen den stellvertretenden Minister
für soziale Verteidigung, Felipe Cáceres, zu
inszenieren. Es handelt sich um die Agenten David
Wayne Paiz und Bert Davi Castorino, die mit einem
kommerziellen Flug der Linie COPA aus Panama City
nach Santa Cruz kamen.
Die zweite geschah am 15. Dezember vergangenen
Jahres, als eine von der CIA vorbereitete Operation
die Flucht des US-Bürgers jüdischer Herkunft, Jacob
Ostreicher, ermöglichte, der des Drogenhandels
angeklagt war und unter Hausarrest stand. Die
Operation in La Paz wurde von Geoffrey Frederick
Schadrack geleitet, einem ansässigen Mitarbeiter der
CIA, der unter dem Deckmantel eines Beamten des
politischen Büros die Operationen des Geheimdienstes
in Bolivien leitet und den damaligen Geschäftsträger
dann überzeugte, „aus humanitären Gründen" bei der
Durchführung des Fluchtplans zu helfen, ohne ihm
dabei etwas über die Beziehung des jüdischen
US-Geschäftsmanns zur CIA zu sagen.
Obwohl gemunkelt wurde, dass Memmott es mit den
Ressourcen der US-Botschaft nicht so genau nahm oder
zu einigen außerehelichen Beziehungen eines seiner
engsten Mitarbeiter schwieg, zeugt die Ankunft einer
Gruppe von Rechnungsprüfern der Geheimdienste vier
Tage nach dem Abgang des ehemaligen Geschäftsträgers
davon, dass es nicht nur Zahlen waren, die
untersucht wurden.
Jefferson Brown kommt, um „das Haus zu säubern".
Seine Handlungen geben eine Vorstellung davon, was
diese Mission bedeutet. Trotz der kurzen Zeit, die
er in Bolivien verbringen wird, ist der US-Diplomat
sehr aktiv geworden. Kaum angekommen, traf er sich
mit Politikern und Analysten der bolivianischen
Opposition, um die beiden Erhebungen zu den
Wahlabsichten, die in der letzten Aprilwoche
veröffentlicht wurden, zu „analysieren". Dann begann
er mit Besuchen in mehreren diplomatischen
Vertretungen anderer Länder.
Die Anwesenheit von Brown für nur zwei Monate und
die Ankunft von Peter Brennan im Juli erhöhen das
Misstrauen. Der Hintergrund der beiden sind ein
Zeichen dafür, dass das Weiße Haus beschlossen hat,
seine Haltung gegenüber Präsident Evo Morales zu
verschärfen, der als sicherer Gewinner der nächsten
Wahl am 12. Oktober gilt, womit er zum
Staatsoberhaupt mit 14 Jahren ununterbrochener
Regierungszeit werden würde.
Brennans Ankunft in La Paz wird kurz vor dem
letzten Abschnitt der Wahlkampagne stattfinden, in
der Washington hofft, dass die Opposition eine
Einheitsfront bilden kann, um den Bestrebungen von
Morales zur Wiederwahl zu begegnen, der in die
Geschichte eingehen wird, weil er die
tiefgreifendste Revolution Boliviens anführt und
eine Anzahl von Stimmen erhalten hat, die in der
Demokratie des Landes noch nie dagewesen ist (54%
bei den Wahlen 2005 und 64% bei den Wahlen von
2009).
Es ist absehbar, dass Brown und Brennan weiterhin
an der Einheit der Opposition in Bolivien arbeiten,
aber es ist sicher, dass der zweite für die
Durchführung der Strategie des „sanften Putsches"
verantwortlich sein wird, der neue Modus der
Destabilisierung, den Washington anwendet. Venezuela
ist der beste Beweis hierfür.
Der ab Juli ernannte Geschäftsträger hat in
seiner Rolle als Stellvertreter in Costa Rica und
Nicaragua eine große Rolle in der Einmischung der
USA gespielt, wie aus den durch Wikileaks
aufgedeckten Informationen und andere Nachrichten
aus beiden Ländern hervorgeht. Im Jahr 2007 stellte
Brennan die Regierung Costa Ricas von Oscar Arias
unter Druck, damit Polizisten dieses Landes (da es
keine Streitkräfte gibt) an der Akademie des
Southern Commands „diskret" trainiert werden.
Während der Regierung von Enrique Bolaños in
Nicaragua spielte Brennan ebenfalls eine Rolle der
offenen Einmischung. Im März 2003 berichtete der
US-Diplomat dem Leiter des Generalstabs der Armee
von Nicaragua, General Julio Cesar Aviles, dass die
jährliche Militärhilfe für das Land ausgesetzt werde
- geschätzt auf 2,3 Millionen Dollar –, solange
nicht alle Raketen sowie die militärische
Verteidigungsfähigkeit, die die sandinistische
Regierung in fast einem Jahrzehnt der Revolution
aufgebaut hatte, zerstört würden.
Die Erfahrung von Brennan, wie auch die Browns,
in dem, was sowohl USAID als auch NED als
„demokratische Initiativen" bezeichnen, wurde auch
in zahlreichen subversiven Aktionen gegen Kuba
angewendet: Am 13. Januar 2011 nutzte der Diplomat,
der nach Bolivien kommen wird, zusammen mit drei
hohen Beamten des State Department einen Besuch in
Havanna, der der Erörterung von Einwanderungsfragen
galt, um sich heimlich mit einer Gruppe von
kubanischen Dissidenten zu treffen, deren subversive
Handlungen von der US-Regierung organisiert und
finanziert werden.
Der US-Diplomat, der einer der Verantwortlichen
war, die die politische Stabilität für die
Militärangehörigen seines Landes in Pakistan
absichern und Reisen junger Menschen dieses Landes
in die USA fördern sollte, um Themen zu „demokratischen
Initiativen" zu behandeln, war ziemlich aktiv in
seiner Eigenschaft als „Leiter des Büros für
kubanische Angelegenheiten" in Washington, denn er
initiierte eine Reihe von Aktionen, um die Freiheit
von Alan Gross zu erreichen, eines von USAID
angestellten Agenten, der ein illegales
Telekommunikationsnetz in Kuba installieren sollte
und nun im Gefängnis sitzt, nachdem er im Jahr 2009
zu 15 Jahren verurteilt wurde.
Mit Brennan an der Spitze des „Büros Kuba" nahmen
die Aktionen der USA gegen die Karibikinsel zu. Es
wäre nicht ungewöhnlich, wenn das kürzlich
aufgedeckte Programm „Zunzuneo", eine Art „kubanischer
Twitterdienst", das der Vernetzung der Dissidenten
diente, seinen Ursprung unter der Leitung dieses
zukünftigen Geschäftsträgers der USA in Bolivien
hätte. (Auszüge, entnommen aus Rebellion)