Großmütter der Plaza de Mayo fordern von Spanien
Vorlage von Dokumenten über
die Verschwundenen
Die Präsidentin der Großmütter der
Plaza de Mayo, Estela de Carlotto, forderte heute
von der spanischen Regierung, Dokumente über das
Verschwinden von Personen auszuhändigen, die sich im
Besitz ihrer Botschaft in Buenos Aires befänden.
Carlotto,
die kürzlich das spanische Baskenland bereiste,
erinnerte daran, dass während der Diktatur von
General Jorge Videla viele Menschen, die ins Exil
gehen wollten, Zuflucht in Botschaften wie der
Italiens und Spaniens gesucht hätten.
„Tatsächlich“, so führte sie aus,
„hat die italienische Regierung Geheimarchive ihrer
diplomatischen Mission mit Zeugenaussagen derer, die
in ihren Büros vorbeigekommen waren, überstellt. Nun
hoffen wir darauf, dass Spanien das auch tut: Es ist
eine ausstehende Schuld. Sie müssen die Dokumente
herbeischaffen.“
Von der Tageszeitung Público
zu deren Enthüllungen über die Zusammenarbeit der
damaligen spanischen Regierung mit der Diktatur
befragt, erachtete sie es als notwendig zu
untersuchen, seit wann die Verbindung bestanden habe
und gab ihrer Meinung Ausdruck, dass diese dazu
beigetragen habe, eine ganze Generation
auszulöschen.
Sie präzisierte, dass angesichts der
Möglichkeit, dass einige der entführten Kinder nach
Europa gebracht worden sein könnten, in Madrid ein
Argentinisch-Europäisches Netz für das Recht auf
Identität ins Leben gerufen worden sei.
„Wie gehen davon aus, dass die
Aneigner unsere Enkel als Babys oder Jugendliche
nach Europa gebracht haben könnten, vor allem
während der Krise von 2001, was die Möglichkeit mit
einschließt, dass sie jetzt, als Erwachsene,
zurückkehren“, sagte Carlotto.
Sie merkte an, dass diese
Untersuchung in Italien mit Hilfe der dortigen
Behörden beschleunigt vorangetrieben werde, „aber
wenn es eine Regierung nicht interessiert, was im
eigenen Land geschah, wie im Falle Spaniens, so wird
sie auch nicht wissen wollen, was in Argentinien
passierte“, sagte sie.
Über die in Spanien existierende
Straffreiheit bezüglich der Verbrechen der Diktatur
von Francisco Franco (1936-1975) gab sie zu
bedenken, dass auch die Spanier wissen wollen, wo
die Reste ihrer Familien geblieben sind, wer die
Verantwortlichen waren und wo ihre eigenen
entführten Kinder sind.
„Das Prozedere war nicht so wie in
Argentinien, wo man Schwangere entführte, die man
bis zum Gebären leben ließ, um sie dann zu töten.
Dort machte man es auf andere Art, aber auch dort
entführte man Babys.“
Carlotto erinnerte daran, dass sich
Argentinien damals an Spanien gewandt habe, wo man
mit den Anklagen vor das Landesgericht gegangen sei
und sie dem Richter Baltasar Garzón vorgelegt habe.
Seinerzeit habe es nämlich in Argentinien Gesetze
der Straflosigkeit gegeben, so wie es sie heute in
Spanien gebe, unterstrich sie.
(PL)
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