Ganz Kuba verfolgte die spannenden
Auseinandersetzungen der Finalserie der 53.
Baseball-Landesmeisterschaft, bei der sich die
kämpferischen Teams der „Vegueros" (Tabakanbauer)
aus Pinar del Río und der „Krokodile" aus Matanzas
gegenüber standen.
Das Team von Pinar del Rio genoss den Sieg im
Stadion „Victoria de Girón" von Matanzas, als wäre
es im heimischen Stadion. Viele grün gekleidete Fans
waren aus der westlichen Provinz angereist. Sie
stürmten nach dem Sieg auf das Spielfeld, um ihrer
Mannschaft zu gratulieren und gemeinsam den
Meistertitel zu feiern, der mit dem 9:6 im sechsten
Spiel der Finalserie erkämpft wurde.
Das Team von Pinar del Río, das auch den Beinamen
„Grünes Tsunami" hat, war gezwungen worden, für die
Entscheidung nach Matanzas zurückzukehren, aber es
führte nach zwei Spielen in Matanzas und dreien in
Pinar del Río 3:2 und für den Titel fehlte ihm nur
ein weiterer Sieg. Seine wichtigsten Werfer waren
einsatzbereit, zumal das Spiel wegen starken Regens
am Vortag um 24 Stunden verschoben wurde.
Von den ersten beiden Spielen hatte jede
Mannschaft eins für sich entschieden. Die Serie
hatte in Matanzas begonnen, weil die „Krokodile"
nach der vorangehenden Etappe der Meisterschaft auf
dem ersten Platz lagen. Für viele waren sie trotzdem
nicht der große Favorit, da die „Play Off"-Spiele
andere Merkmale haben als die der regulären Saison.
Eine große Mehrheit sympathisierte mit dem Team,
das von dem erfahrenen Alfonso Urquiola geleitet
wird, zum Teil wegen seines Images als
Gewinner-Manager oder weil es ihm im Halbfinale
gelungen war, das starke Team der Hauptstadt,
„Industriales", auszuschalten, oder einfach, weil
sie nicht wollten, dass der umstrittene Trainer
Víctor Mesa gewann, der es geschafft hatte, Matanzas
in drei aufeinander folgenden Spielzeiten unter die
drei Erstplatzierten zu bringen.
Von den drei Spielen im überfüllten Stadion
„Capitán San Luis" in Pinar del Río gewannen die
„Tabakanbauer" zwei. Im zweiten Spiel liefen die
Dinge nicht wie gewollt, was sofort vom
kämpferischen Matanzas ausgenutzt wurde, das damit
absicherte, dass die endgültige Entscheidung in
Matanzas fallen würde.
Mit dem 3:2-Vorstand hätte Urquiola es sich nun
leisten können, ein Spiel zu verlieren und das
letzte für sich zu entscheiden. Víctor Mesa und
seine „Krokodile" waren vor einheimischem Publikum,
hätten aber zwei Spiele hintereinander gewinnen
müssen.
Der Trainer von Pinar del Río setzte seine
„schwere Artillerie" ein. Er wollte es nicht zu
einem siebten Spiel kommen lassen. Auf dem
Werfer-Hügel stand mit Yosvany Torres kein
Geringerer als der wertvollste Spieler der Saison.
Als dieser unsicher wurde, wechselte er ihn gegen
Vladimir Gutierrez aus, der von der Presse zum
Neuling des Jahres deklariert worden war, und um den
Erfolg abzusichern, setzte er im neunten Durchgang
auf Vladimir Baños, der im Fall eines siebten Spiels
als erster Werfer vorgesehen war und in einem der
vorangegangenen Spiele eine beeindruckende Leistung
erbracht hatte. Auch diesmal gelang es ihm, die
Gefahr in Form von zwei gegnerischen Spielern auf
Basen, ohne Out, abzuwenden.
Immer wieder betonte Urquiola auf den
Pressekonferenzen im Anschluss an die Spiele, wie
auch in seinen Worten nach dem Gewinn der
Meister-Trophäe - die neunte, an der er entweder als
Spieler oder als Manager beteiligt ist - , dass der
Schlüssel zum Erfolg im Zusammenhalt, in der Einheit
des Teams liege, darin, auch außerhalb des Spiels
als eine disziplinierte Gruppe zu funktionieren,
denn es sei nicht genug, den Ball zu schlagen und zu
werfen oder das Feld gut zu verteidigen, um Champion
zu werden.
In der Tat erhöhte der Wunsch beider Teams,
Meister zu werden, die Spannung auf dem Spielfeld
auf ein unvorstellbares Niveau. Missgeschicke in der
Verteidigung gesellten sich zu unbestreitbaren
Mängeln, die die kubanischen Werfer gegenwärtig
aufweisen. Dies ergab eine Auseinandersetzung, deren
Qualität gegenüber den Emotionen etwas in den
Hintergrund geriet. Bis zum letzten Out gab kein
noch so großer Vorsprung Sicherheit.
Das letzte Mal hatte Pinar del Río im Jahr 2011
den Meistertitel errungen, ebenfalls unter der
Leitung von Urquiola. Für ihn ist es der dritte
Titel als Trainer, denn auch 1998 hatte er die
Mannschaft zum Sieg geführt.
Nach der politisch-administrativen Einteilung des
Landes in 14 Provinzen und den Sonderbezirk Insel
der Jugend, im Jahr 1976, sind Vertretungen der
Provinz Pinar del Río insgesamt zehn Mal Meister
geworden, sechs Mal unter dem Namen „Vegueros" und
vier Mal unter dem jetzigen Namen „Pinar del Río".
Santiago de Cuba gelang dies acht und „Industriales"
sieben Mal.