Kubanische
Baseballspieler in der Major League
Unter
Vertrag oder in den Fängen
der US-Gesetze?
Oscar
Sánchez Serra
Nichts in der heutigen Welt
des Sports läuft mehr ohne große Mengen grüner
Scheinchen. Der harte Wettbewerb erfordert Geld,
viel Geld. Auf der einen Seite verteuert der
technologische Fortschritt Geräte und Einrichtungen
auf astronomische Weise, auf der anderen haben die
übermäßige Kommerzialisierung und der
Professionalismus Wettkämpfe, Wettbewerbsteilnehmer
und den Sport allgemein zu einem der profitabelsten
Geschäfte gemacht.
So sehr man auch versucht,
der Sache den ideologischen und politischen
Hintergrund zu nehmen - man muss kein Gelehrter sein,
um zu merken, dass Kommerzialisierung und
Professionalismus Kinder des Kapitalismus und der
herrschenden Weltwirtschaftsordnung sind. Sie
brauchen die Marktregeln und den Warenfluss. Und
dieser verläuft wie in jeder anderen Branche von Süd
nach Nord.
Die Millionen bewirken
natürlich eine beschleunigte Entwicklung, machen
eine hochwertige Show möglich, die körperliche
Perfektionierung der Athleten, was diese zu
unerwarteten Leistungen führt. Sie bringen aber auch
Doping mit sich (eine Falle, die so gefährlich ist,
dass sie einige Sportler bereits das Leben gekostet
hat); Korruption, die sogar die Kuppel des
Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erreicht
hat; den Kauf und Raub von Athleten, mit dem vielen
kleinen Ländern ihre Talente weggenommen werden.
Kuba ist dabei ein bevorzugtes Ziel, und
insbesondere unser Baseball.
Euphemistisch behaupten die
Diebe selbst, dass es die Spieler sind, die in die
Freiheit fliehen, aber, von was für einer Freiheit
reden wir?
Warum hat keines der 30
Teams der Major League Baseball (MLB) Interesse
daran gezeigt, kubanische Baseball-Spieler nach den
normalen Regeln ihrer Einstellungspolitik für
Baseballspieler aus anderen Ländern unter Vertrag zu
nehmen? Warum haben sie sich nicht an den
Kubanischen Baseballverband gewandt, statt die
Spieler dem internationalen Verbrechen des
Menschenhandels zu überlassen?
Wahr ist, dass sie im so
genannten Land der Freiheit keine Freiheit dafür
haben. Ein Bundesgesetz, das außerdem versucht,
diese Insel auszuhungern, und verhindert, dass ein
Medikament an ein krankes Kind gelangt, verbietet
auch den Besitzern von Baseball-Teams eine derartige
Annäherung. Das ist keine kommunistische Rhetorik.
Dieses Rechtsinstrument, bekannt als wirtschaftliche,
kommerzielle und finanzielle Blockade gegen Kuba mit
mehr als 50 Jahren Dauer und mehr als 20
Verurteilungen durch die internationale Gemeinschaft,
und das auch vom US-amerikanischen Volk nicht
unterstützt wird, erlaubt es ihnen nicht, kubanische
Baseball-Spieler nach ihrem Belieben einzustellen.
Aber wer das Gesetz erfindet,
kreiert auch die Tricks zu seiner Umgehung. Ein
weiterer Gesetzestext besagt, dass wenn Kubaner US-amerikanischen
Boden betreten, auf welchem Weg – wie Menschenhandel
- es auch sei, sie automatisch ein Recht auf Arbeits-
und Aufenthaltserlaubnis haben. Das bekannte und
gleichermaßen kriminelle Cuban Adjustment Act, auch
Anpassungsgesetz genannt, wird auch auf die
Baseballspieler angewandt.
Das heißt, Baseball-Spieler,
die an unserer Landesmeisterschaft teilnehmen,
diejenigen, die die Uniform der Nationalmannschaft
tragen, die die Qualität der MLB zu schätzen wissen
und sich dort gern testen würden, oder die Besitzer
und Sport-Manager dieser Teams, die Interesse an
ihnen haben, sind einer normalen Beziehung beraubt,
wie sie heute mehr als 240 Athleten aus 16 Ländern
mit dieser Organisation haben, die an dem Elite-Turnier
in den Vereinigten Staaten teilnehmen. Mit anderen
Worten: Kubanische Baseballspieler sind
vertragsberechtigt, wenn sie sich von Kuba lossagen.
Man darf nicht naiv sein.
Der schäbige Grund, aus dem sie unsere
Baseballspieler zwingen, den Baseball ihres Landes
aufzugeben, wo er, wie in den Vereinigten Staaten,
Leidenschaft, nationale Identität und Kultur ist, wo
sie Idole sind und von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen bewundert werden, besteht darin, die
Helden in Verräter zu verwandeln, und dazu wenden
sie Millionen auf. Jede Ähnlichkeit mit der
unkonventionellen Kriegsführung ist kein Zufall.
Mehr als ein Dutzend kubanische Spieler, die diesen
Weg gegangen sind, zeigen hervorragende Ergebnisse
in der MLB. Beispiele sind José Dariel Abreu aus
Cienfuegos, mit 36 Home Runs, 107 erzielten Runs und
einem Trefferdurchschnitt von 317, abgesehen vom
besten Slugging-Parameter von 581; Yasiel Puig (Trefferdurchschnitt
297), ebenfalls aus Cienfuegos, oder der Werfer aus
Holguín Aroldis Chapman mit 104 Strikeouts in 53
Innings und 35 Saves. Dies bestätigt nur die
Qualität des Baseballs in Kuba und der Ausbildung,
die sie hier erhalten haben.
Ich erinnere mich, wie im
Jahr 1999 bei einer Pressekonferenz vor dem zweiten
Treffen mit Baltimore Orioles jemand den Starspieler
aus Camagüey Luis Ulacia fragte, ob er nicht in der
Major Leage spielen möchte. Er antwortete: „Klar,
hier wird ein großartiger Baseball gespielt, und wir
würden ihn gern spielen, aber wenn ich dafür ein
Boot nehmen und aus meinem Land fliehen und mein
Leben riskieren muss, nein, danke."
Derselbe Mangel an Freiheit,
der ein Vertragsverhältnis mit unseren Spielern
verhindert, verbietet auch den Spielern, die den Weg
der illegalen Migration gewählt haben, ihr Land bei
internationalen Großveranstaltungen zu vertreten. Es
ist nicht Kuba, sondern es sind die Gesetze, mit
denen sie „angepasst" wurden, die verhindern, dass
sie für Kuba antreten, denn sie sind nicht mehr frei,
um dieses souveräne Recht auszuüben.
Aufsehen erregte im Juli die
Ankunft von Antonio Pacheco, des „Kapitäns der
Kapitäne", in Tampa, Florida. Eine Lawine von
Pressedepeschen überschwemmte den Äther, denn der
Mann mit den meisten Treffern im kubanischen
Baseball, 18 Jahre lang zweiter Baseman der
Nationalmannschaft, einer der besten kubanischen
Spieler in der reichen Geschichte unseres
Volkssports, hat vor, ein MLB-Team zu trainieren
oder zu leiten. Pacheco war und ist ein Ergebnis der
Arbeit der kubanischen Revolution für den Sport, wie
es auch diejenigen sind, die heute dort erfolgreich
spielen. Er wird für all das verehrt und in
Erinnerung bleiben, was er getan hat, um die Fans zu
begeistern. Er ist jedoch ein weiteres Opfer. Er
selbst hat erklärt, sich auf das Anpassungsgesetz zu
berufen, nachdem er beschlossen hatte, seine
Tätigkeit in Kanada abzubrechen, wo er an einer
Baseball-Akademie tätig war.
Er besitzt die Fähigkeit und
die im Ausbildungsprozess in Kuba erworbene
Vorbereitung, um eine derartige Tätigkeit auszuüben,
und gleich denen, die die Stadien-Tribünen der MLB
begeistern, wird es ihm nach diesem Schritt,
angepasst an die Gesetze und die Politik der
Vereinigten Staaten gegen Kuba, nicht an Angeboten
fehlen. Sein kubanisches Sport-Diplom und die
Erfahrungen in seinem Land als Spieler und Manager
werden ihm eine große Summe Geld einbringen. Seine
wirtschaftliche Situation wird sich verbessern, er
wird Wohlstand genießen, aber wird er glücklich sein?
Die Vereinigten Staaten
haben in ihrem Krieg gegen Kuba nicht eine Minute
geruht. Seit über 50 Jahren führen sie ihn mit
offener Aggressivität oder mit Subversion. Und eine
der Fronten ist der Baseball.
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