Carlos Acosta: vom klassischen zum zeitgenössischen
Tanz
Amelia
Duarte
EINE der universellen
Figuren der kubanischen Ballettschule, der
prominente Tänzer und Choreograph Carlos Acosta, der
2011 mit dem kubanischen Nationalpreis im Tanz und
2007 mit dem Preis des London Critics’ Circle und
dem Laurence Olivier Awards gewürdigt worden war,
hat für die kommende Saison 2015-2016 seinen
Rücktritt vom klassischen Repertoire angekündigt.
Acosta
kündigte seinen Rückzug
aus dem klassischen Repertoire an
Foto: Archiv
Der 41jährige Künstler, der
vor kurzem auch zum Commander of The Most Excellent
Order of the British Empire ernannt wurde, teilte
Granma seine Pläne mit, nach seinem Rückzug aus dem
Ballett auf der Insel eine Tanzkompanie zu gründen.
„Ich würde gern eine kleine Kompanie gründen, die
eine neoklassische und zeitgenössische Linie
entwickelt. Ich bin noch dabei, die Idee des
Projekts reifen zu lassen, aber es sollte in den
nächsten zwei Jahren realisiert werden. Das
kubanische Publikum wird also noch viel Zeit haben,
um mich tanzen zu sehen, weil ich mich definitiv in
Kuba niederlassen will", sagte er.
Acosta plant seinen Abschied
von der Bühne nach der von ihm geleiteten
Inszenierung einer Carmen-Version für das Royal
Ballett London, jene Kompanie, deren Erster
Gasttänzer er seit elf Jahren ist.
„Mit Carmen werde ich mich
von den Weltbühnen im klassischen Repertoire
verabschieden. Ich habe vor, eine Tournee nach New
York zu unternehmen, mich im Metropolitan Opera
House zu präsentieren und natürlich auf einigen
Bühnen von London, und auf anderen, auf denen ich
mehrmals getanzt habe, wie dem Bolschoi. Dieses
gesamte Saison wäre wie ein Abschied vom klassischen
Repertoire und ich hoffe, bis zu dem Zeitpunkt meine
Tanzkompanie aufgestellt zu haben."
Bezugnehmend auf seine
kürzliche Präsentation in London (21, 22. und 23.
Juli) mit Danza Contemporanea de Cuba (Zeitgenössischer
Tanz Kubas), sagte der Künstler, zufrieden zu sein
mit der Aufnahme durch das Publikum. „Ich hatte die
Chance, eine Produktion im Royal Ballet London zu
machen und wollte mit den jungen Tänzern von Danza
Contemporánea, mit denen ich bereits früher zusammen
gearbeitet hatte, eine Show unter dem Namen Cubanía
bieten. Ich stellte ein Programm auf, und im zweiten
Teil machten wir eine Suite, eine kleinere Version
von Tocororo, das seit langer Zeit nicht getanzt
worden ist. Das hatte großen Erfolg und wir
beendeten das Programm mit der zum Tocororo
gehörigen Conga, um damit jüngere Leute in unseren
Bann zu ziehen, mit einer anderen Vision, und ein
wenig mit dem klassizistischen Stil jenes Theaters
zu brechen.
„Wenn die Kritiker auch
geteilter Meinung waren, denn ich werde im
gegenwärtigen Moment sehr streng beurteilt, erfüllte
die Show ihr Ziel: sie ist unterhaltsam, beliebt,
sie ist eine Sommer-Show für den Genuss der Leute".
Darüber hinaus
veröffentlichte Acosta, der auch bereits im Film zu
sehen war, im Oktober letzten Jahres seinen ersten
Roman in englischer Sprache unter dem Titel Pata
de Puerco (Schweinepfote). Der Künstler, der
stark daran interessiert ist, sein literarisches
Werk den kubanischen Lesern vorzustellen, besteht
aber darauf, vorher in Kuba seine Autobiographie zu
veröffentlichen und erst danach den Roman.
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