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Die Wiederauflage der
Seidenstraße
• Der
chinesische Vorschlag, die alte Handelstraße
wiederzuerwecken, begünstigt die wirtschaftliche
Integration und die Kooperation zwischen den
asiatischen und europäischen Ländern
Claudia Fonseca Sosa
Mit dem Plan, die neue Seidenstraße ins Leben zu
rufen, die den chinesischen Markt mit dem der drei
Kontinente vereint, hat die asiatische Nation
beschlossen, einen Fonds über 16,3 Milliarden
Dollar zu schaffen, um damit den Bau der
Infrastruktur zu finanzieren.

Der Verlauf der Seidenstraße umfasst ein Gebiet, das
von fast der Hälfte der Menschheit bewohnt wird .
Foto: ANP
Das Geld aus besagtem Fonds, der von den
Bankbehörden des Landes kontrolliert wird, wird dazu
benutzt, Schienenwege , Straßen und Pipelines in den
Schlüsselprovinzen zu bauen oder zu verbessern, um
so den alten Handelskorridor wieder zu erschaffen,
den vor Jahrhunderten die Waren der alten
Königreiche Asiens, Europas und des Mittleren
Orients durchquerten.
Das Projekt der Handelsroute ist eine der
Prioritäten der chinesischen Außenpolitik des 21.
Jahrhunderts. Es begünstigt die wirtschaftliche
Integration und die Zusammenarbeit zwischen den
betroffenen Ländern.
Die tausendjährige Seidenstraße verlief von Chang
´an (heute Xi án) in China, Antiochien in Syrien und
Konstantinopel, dem heutigen Istanbul in der Türkei
bis zu den Toren Europas und im 15. Jahrhundert bis
zu den spanischen Königreichen.
Der Begriff Seidenstraße wurde vom deutschen
Geographen Ferdinand Freiherr von Richthofen
geprägt, der sie in seinem 1877 erschienenen Werk
so bezeichnete. Sie verdankt ihren Namen der
wertvollsten Ware, die auf ihr zirkulierte und deren
Herstellung ein Geheimnis war, das nur die Chinesen
kannten.
Der
von China vorgeschlagene„Wirtschaftsgürtel“
erleichtert den Austausch von energetischen,
technologischen und handwerklichen Ressourcen
zwischen Regionen komplementärer Ökonomien. Foto:
ANP
Lange Zeit war sie eine der wichtigsten
Handelsstraßen weltweit und viele verschiedene Waren
wurden über sie transportiert: Wertvolle Steine und
Metalle, Baumwolle und Leinen, Bernstein, Elfenbein,
Lacke, Gewürze, Glas, Korallen und vieles mehr.
Jetzt haben die Chinesen vor, sie wieder
auferstehen zu lassen und sie mit
Hochgeschwindigkeitszügen und modernen Autobahnen
auszustatten. Der Korridor wird in Zentralchina
beginnen und bis zum Norden des Iran verlaufen, um
sich dann nach Westen zu wenden, den Irak, Syrien
und die Türkei zu passieren bis nach Europa, wo sie
über Bulgarien, Rumänien, die Tschechische Republik,
Deutschland und die Niederlande verläuft.
In Italien wird sie mit einer maritimen Seidenstraße
zusammentreffen. Die Schiffe fahren vom Hafen
Kanton im Süden Chinas ab und bevor sie auf die
Meerenge von Malacca treffen, kommen sie an
verschiedenen Küstenstädten Chinas vorbei. Von der
Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, aus fahren sie
weiter bis Indien und Kenia, wenden beim Horn von
Afrika, überqueren das Rote Meer und treten ins
Mittelmeer ein. In Athen werden sie Halt machen, um
schließlich an ihrem Endpunkt Venedig anzukommen.
Der „Wirtschaftsgürtel“ der von China angestoßen
wird – der bereits das Interesse verschiedener
vorher erwähnter Länder erweckt hat – wird ein
Gebiet umfassen, in dem sich fast die Hälfte der
Menschheit befindet (3 Milliarden Menschen) und den
Austausch von energetischen, technologischen und
handwerklichen Ressourcen zwischen den Völkern, die
die Straße kreuzt , ermöglichen.
Neben der Stärkung der Wirtschafts-, Handels- und
Kulturbeziehungen zwischen komplementären Regionen
kommt das Projekt auch der Entwicklung der
westlichsten Provinzen Chinas zugute und trägt zum
Wachstum von Zentralasien und dem Mittleren Osten
bei. Das ist das Ziel, das der chinesische Präsident
Xi Jinping nannte, als er das Projekt vor ein paar
Monaten in Kasachstan ankündigte.
Der Vorschlag Chinas wurde kürzlich beim Gipfel der
Kooperationsorganisation von Shanghai (OSC) beandelt
und mit viel Lob bedacht . Zur OSC gehören als
Vollmitglieder China, Russland, Kasachstan,
Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisien. Indien,
Pakistan, Iran, Afghanistan und die Mongolei waren
als Beobachter vertreten und Weißrussland, die
Türkei und Sri Lanka verstehen sich als
„Dialogpartner“.
Nachdem der Osten und der Süden Chinas in den
letzten Jahren eine große Entwicklung durchlaufen
haben mit Schwerpunkten in Shanghai und den Städten
am Perla Fluss, widmet sich Peking jetzt der
Entwicklung der westlichen Regionen.
Wenn die neue Seidenstraße floriert, könnte sie
einen internsiven Austausch zwischen Europa und
Asien einläuten, vor allem, wenn die Zeit, die man
z.B. von Shanghai nach Europa benötigt, wenn man die
Eisenbahnverbindung nutzt, nur noch zehn bis zwölf
Tage beträgt. Das ist ein Drittel der Zeit, die man
für die maritime Route braucht.
Der Vorschlag von Präsident Xi Jinping könnte
außerdem ein Wechsel für Zentralasien und den
Mittleren Osten bedeuten, jenseits der Wunden, die
der Krieg und die von der US-Aggression
hervorgerufene Zerstörung in der Zone hnterlassen
hat, näher hin zu einer Epoche des Friedens, der
Zusammenarbeit und der Entwicklung.
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