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Havanna, 1. Oktober 2014 |
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Neue
Herausforderungen
• Die
Tageszeitung junge Welt veröffentlicht heute einen
Artikel ihres Autors Volker Hermsdorf über die
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, die vor 40
Jahren gegründet wurde und sich jetzt in Berlin zur
Bundesdelegiertenkonferenz trifft
Solange es zwei deutsche Staaten mit
unterschiedlichen Gesellschaftssystemen gab, prägte
dieser Gegensatz auch das Verhältnis zum
revolutionären Kuba. Als die Deutsche Demokratische
Republik und Kuba am 14. Januar 1963 diplomatische
Beziehungen aufnahmen, brach die Bundesrepublik
entsprechend der Hallstein-Doktrin zur
außenpolitischen Isolierung der DDR, die Verbindung
zu Havanna ab. Die DDR hatte bereits seit dem Sieg
der Revolution solidarisch an Kubas Seite gestanden,
lieferte Maschinen, Zement und Milchpulver im
Austausch für Nickel, Zucker und Saftorangen. Die
Regierung der Bundesrepublik beteiligte sich dagegen
als NATO-Partner der USA aktiv an deren Versuchen,
Kuba wirtschaftlich und politisch zu isolieren und
bekämpfte den revolutionären Staat mit Worten und
Taten. Wer mit Kuba sympathisierte, wurde »kommunistischer
Umtriebe« verdächtigt, bespitzelt und verfolgt.
Trotzdem gab es auch in der BRD zahlreiche Freunde
Kubas, und die Zahl derer, die sich in
Arbeitsbrigaden ein eigenes Bild von der
sozialistischen Karibikinsel machten, wuchs ständig.
Bei den Jugend- und Studentenprotesten um 1968, im
Kampf gegen die Notstandsgesetze und gegen die
Aggression der USA in Vietnam waren die Plakate mit
dem Bild des 1967 ermordeten Revolutionärs Che
Guevara unübersehbar. Im Frühjahr 1974 besiegelten
als Konsequenz daraus 18 Aktivisten in einem
Gelsenkirchener Restaurant die Gründung der ersten
Kuba-Solidaritätsorganisation in Westdeutschland.
Die erste Mitgliederversammlung der »Freundschaftsgesellschaft
BRD-Kuba e.V.« (FG) fand dann laut
Gründungsprotokoll am 26. Oktober 1974 in Essen
statt.
Neben der materiellen ging es schon damals vor allem
um die politische Solidarität. Eine Forderung war
die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen der
BRD zu Kuba, ein anderer Schwerpunkt bestand von
Anfang an darin, diffamierenden Medienberichten und
Falschmeldungen über Alltag und Politik auf der
Insel entgegenzutreten. Eine weitere Konstante der
40jährigen Arbeit ist die Organisation von
Arbeitsbrigaden und Reisen, die den Teilnehmern die
Möglichkeit bieten, sich ein eigenes Bild von der
Realität vor Ort zu machen. Als die Regierung der
BRD am 18. Januar 1975 die Beziehungen zu Havanna
wieder aufnahm, hatte das vor allem mit dem
gewandelten politischen Klima in Europa zu tun. Doch
die gerade gegründete Freundschaftsgesellschaft
schrieb sich einen kleinen Teil des Erfolges auch
auf ihre Fahne. Für die Solidaritätsarbeit mit Kuba
wirkte sich die Normalisierung positiv aus. Es gab
sogar eine gemeinsam von der FG und dem Auswärtigen
Amt organisierte Ausstellung namhafter westdeutscher
Künstler in Havanna, die von der Bundesregierung
finanziert worden war – trotz der Berufsverbote in
der BRD und trotz der Beobachtung der FG durch den
Verfassungsschutz.
Obwohl die Freundschaftsgesellschaft bis heute als »kommunistische
Tarnorganisation« denunziert wird, arbeiteten seit
ihrer Gründung neben Kommunisten, Christen,
Freidenkern und Unorganisierten auch zahlreiche
Sozialdemokraten aktiv in ihr mit. So gehörten neben
dem SPD-Abgeordneten Klaus Thüsing auch Hans
Matthöfer, der spätere Finanzminister im Kabinett
von Helmut Schmidt, oder der Hamburger Journalist
und Verleger Manfred Bissinger zu den Mitgliedern
der ersten Stunden. Bissinger veröffentlichte als
stellvertretender Vorsitzender der
Freundschaftsgesellschaft 1985 in deren Zeitschrift
Cuba Libre ein umfangreiches Interview mit Willy
Brandt über dessen Begegnung mit Fidel Castro im
Oktober 1984 in Havanna.
Heute sieht sich die Organisation vor neue
Herausforderungen gestellt. 40 Jahre nach ihrer
Gründung will sich die Freundschaftsgesellschaft am
Wochenende in Berlin auf ihrer
Bundesdelegiertenkonferenz vor allem mit den
Arbeitsschwerpunkten für das Jahr 2015 beschäftigen.
Dazu gehören Aktivitäten für die Freilassung der
drei noch in den USA inhaftierten Mitglieder der
Kundschaftergruppe »Cuban Five« sowie für die
Normalisierung der Beziehungen zwischen der EU und
Kuba.
(Entnommen aus junge Welt:
http://www.jungewelt.de/2014/10-02/049.php)
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