3. Internationale
Konferenz zu Kleinen Inselentwicklungsländern
Das Recht auf Existenz
Claudia Fonseca Sosa
Auf einer Inselgruppe mit
dem Namen Carteret im Gebiet von Papua-Neuguinea
sind etwa dreitausend Bewohner als die weltweit
ersten Flüchtlinge aufgrund des Klimawandels
anerkannt worden.

Kiribati geht immer
mehr unter und droht, zu verschwinden.Kiribati geht
immer mehr unter und droht, zu verschwinden.
Foto: UNO
Gegenwärtig werden
Vorbereitungen getroffen, um diese Menschen im
kommenden oder darauf folgenden Jahr in der Nähe von
Bougainville, der größten Insel des Salomon-Archipels,
neu anzusiedeln. Aber für sie ist die globale
Erderwärmung und das Ansteigen des Meeresspiegels
bereits kein abstraktes Konzept mehr, sondern eine
harte Tatsache.
Der Anstieg des
Meeresspiegels durch den Klimawandel stellt auch
eine wichtige Herausforderung für die Einwohner von
Tuvalu dar, einem Land des Gebietes von Polynesien,
das sich zwischen Australien und Hawai befindet, und
das nach Angaben der UNO in den kommenden 50 Jahren
verschwinden könnte.
Auch in Kiribati, das nahe
bei Australien liegt, wird nach Garantien für die
Bevölkerung gesucht für den Fall, dass das gesamte
Territorium durch den steigenden Wasserspiegel
überspült wird.
Der Intergovernmental Panel
on Climate Change (IPCC), der auch als Weltklimarat
bezeichnet wird, hat darauf hingewiesen, dass „die
Auswirkungen der Erhöhung des Meeresspiegels auf die
flachen Inselstaaten des Pazifiks (...) prinzipiell
Risiken für deren Souveränität oder Existenz
aufwerfen". Berichte verschiedener UNO-Organisationen
sprechen von bis zu 40 Ländern, die weltweit in
dieser Situation sind.
Viele
Einwohner von Tuvalu mussten mitansehen, wie
gefährlich nahe das Wasser ihren Häusern gekommen
ist.
Wie Christiana Figueres,
Generalsekretärin des Sekretariats der
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC)
Anfang September deutlich machte, „läuft die Zeit ab",
um gegen die globale Erwärmung und ihre
unheilbringenden Auswirkungen vorzugehen.
Figueres bekannte sich zu der Konferenz, die die
UNFCCC 2015 in Paris organisieren wird und aus der,
wie sie sagte, ein Abkommen hervorgehen sollte, das
der Welt „noch vor der zweiten Hälfte dieses
Jahrhunderts" den Weg zurück zur „Klimaneutralität"
weisen sollte, bei dem die menschlichen Tätigkeiten
„keinerlei Emissionen" von Gas mit Treibhauseffekt
in die Atmosphäre hervorrufen.
Die Beamtin machte diese
Erklärungen im Rahmen der 3. Internationalen
Konferenz zu Kleinen Inselentwicklungsländern, SIDS
(Small Island Developing States), und Klimawandel,
die vom 1. bis 4. September auf der Insel Samoa in
Ozeanien stattfand.
Das Treffen führte Minister,
Gesetzgeber und Unternehmer mehrerer Länder nach
Apia, der Hauptstadt von Samoa, mit dem Ziel,
Strategien zu entwickeln, mit denen umweltpolitisch
und wirtschaftlich den Herausforderungen begegnet
werden kann, von denen diese Gruppe von Inselstaaten
bedroht sind, deren Mehrzahl in den Regionen des
Pazifiks, der Karibik und des Atlantischen und
Indischen Ozeans liegen.
Die Führungskraft der UNFCCC
erklärte, dass ein höherer Meeresspiegel nicht nur
die Küste dieser Länder erodiert, sondern auch den
Trinkwasserzufluss ruiniert, wenn das Meerwasser in
die Grundwasserspiegel eindringt und die
Anbauflächen überflutet und sie somit unfruchtbar
macht. Auch der Temperaturanstieg steigert die Zahl
der Hurrikans und Unwetter, die diese Gebiete
heimsuchen.
Sie brachte weiterhin zum
Ausdruck, dass gegenwärtig ein Plan erstellt wird,
der das schlimmste Szenarium für die Pazifikinseln
voraussieht, bei dem Flüchtlinge aus Gründen des
Klimawandels in anderen Ländern untergebracht werden
müssen.
Diesbezüglich kam es auch zu
Wortmeldungen einiger Führungspersönlichkeiten der
SIDS. Der Präsident der Seychelleninseln, James
Michel, wies darauf hin, dass die Interessen der
großen Unternehmen die Diskussion zu lange bestimmt
hätten.
„Es wird Zeit, dass wir den
Klimawandel als das anerkennen, was er ist: ein
kollektives Verbrechen gegen die Menschlichkeit",
führte er aus, nachdem er erklärt hatte, dass dieses
Phänomen „den Inselstaaten ihr Recht auf Existenz
raubt".
HERAUSFORDERUNG FÜR DIE
ERNÄHRUNG
In der Konferenz von Samoa
wies der Generaldirektor der Vereinten Nationen für
Ernährung und Landwirtschaft (FAO), José Graziano da
Silva, auch auf die bedeutenden Auswirkungen des
Klimawandels auf die Ernährungssicherheit, die
Lebensgrundlagen und die Wirtschaft der SIDS hin.
„Es ist wichtig, an Lösungen auf lange Sicht und mit
einem umfassenderen Ansatz zu denken", versicherte
er.
Der brasilianische Beamte
drang darauf, dass zur Absicherung der
Ernährungssicherheit man den Menschen Brot nicht
einfach geben könne, sondern man müsse ihnen helfen,
Nahrungsmittel zu produzieren, sich dem Klimawandel
anzupassen und eine vielseitige Ernährung
abzusichern, die die ausreichende Zufuhr von
Nährstoffen absichert. Die internationale
Gemeinschaft sollte den Klimawandel als eine
Herausforderung auffassen, die die Bündelung der
Anstregungen erfordert, um zu einem nachhaltigen
Entwicklungsmodell überzuwechseln, versicherte
Graziano da Silva.
In diesem Sinne bestand der
Direktor der FAO darauf, den SIDS Ländern zu helfen,
ihre Bewirtschaftung und Nutzung natürlicher
Ressourcen zu verbessern, die lokale Produktion von
Nahrungsmitteln auszubauen und lokale und regionale
Versorgungsringe zu schaffen. Desweiteren sollte die
Wiederstandsfähigkeit der Gemeinden bei
Naturkatastrophen und den neuen Problemen, die mit
dem Klima in Zusammenhang stehen, gestärkt werden.
KUBA ERLÄSST AUFRUF ZUR
ÄNDERUNG DER PRODUKTIONS- UND VERBRAUCHSMUSTER
Während ihrer Wortmeldung
auf dem Event sagte die kubanische Ministerin für
Wissenschaft, Technologie und Umwelt, Elba Rosa
Pérez, dass die Anzeichen der Umweltschäden auf die
Notwendigkeit hinweisen, die nicht nachhaltigen
Produktions- und Verbrauchsmuster der derzeit
existierenden Gesellschaften zu verändern.
Die Welt verfüge über
umfangreiche angesammelte
wissenschaftlich-technische Kenntnisse, aber noch
immer würden die beschränkten Naturressourcen auf
ineffiziente und unterschiedslose Weise gebraucht
und große Mengen Geld zu Erwerbszwecken, für Rüstung
und Spekulation verschwendet, führte sie an.
Im gleichen Sinne rief sie
dazu auf, dass in der Rahmenkonvention der Vereinten
Nationen über den Klimawandel und bei den laufenden
Verhandlungen innerhalb dieses Instruments
dringliche und ausgewogene Lösungen gefunden werden
sollten.
Die Ministerin vertrat die
Meinung, dass wenn die UNO-Agenda für die
Entwicklung nach 2015 Wirkung haben soll, sie
flexibel sein müsse, den nationalen Prioritäten und
Situationen auf der Grundlage des Prinzips der
gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung
entsprechen und jegliche Konditionalität
aussschließen sollte.
Gleichzeitig müssten die
entwickelten Staaten ihren Verpflichtungen bezüglich
der finanziellen Unterstützung, der Schaffung von
Kapazitäten und des Technologietransfers nachkommen,
unterstrich sie.
Pérez erinnerte daran, dass
Kuba aufgrund dessen, dass es eine Insel ist und
durch seine geografischen Gegebenheiten sehr
empfindlich für extreme hydrometeorologische
Ereignisse ist.
Trotz dessen unternehme das
Land hauptsächlich mit eigenen Mitteln enorme
Anstrengungen, um die wichtigsten Aktionen der
Implementierung der Maßnahmen zum Klimawandel und
der Eindämmung des Katastrophenrisikos zu umreißen,
einschließlich der Strategien und Entwicklungspläne
in Wirtschaft und Politik und zum Schutz der Umwelt.
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