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Die Außenpolitik der
kubanischen Revolution wird ihren
Prinzipien treu bleiben
• Rede des
Präsidenten Raúl Castro Ruz, Erster Sekretär des
Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und
Präsident des Staats- und des Ministerrats, auf dem
Dritten Gipfeltreffen der CELAC, Costa Rica, am 28.
Januar 2015, „ 57. Jahr der Revolution"
(Stenographische Version des Staatsrats)
Sehr geehrter Präsident Luis
Guillermo Solis,
sehr geehrte Staats- und
Regierungschefs aus Lateinamerika und der Karibik,
sehr geehrte
Delegationsleiter und Gäste, die uns begleiten,
Unser Amerika ist in eine
neue Epoche eingetreten und ist seit der Schaffung
der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und
Karibischer Staaten in seinem Streben nach
Unabhängigkeit, Souveränität über die natürlichen
Ressourcen, Integration, dem Aufbau einer neuen
Weltordnung, sozialer Gerechtigkeit und Demokratie
des Volkes, durch das Volk und für das Volk
vorangekommen. Es gibt heute eine Verpflichtung der
Gerechtigkeit und dem Recht der Völker gegenüber,
die höher ist als in jeder anderen historischen
Epoche.
Zusammen
sind wir weltweit die drittstärkste Wirtschaft, die
Zone mit den zweitgrößten Erdölreserven, der größten
Biodiversität des Planeten und einer hohen
Konzentration an globalen Bodenschätzen.
Die Einheit in der Vielfalt,
das aufeinander abgestimmte Handeln und die Achtung
der Unterschiede wird weiterhin unser erstes Ziel
und eine unumgängliche Notwendigkeit sein, weil die
Probleme der Welt sich verschärfen und große
Gefahren und schwere Herausforderungen fortdauern,
die über die nationalen und sogar subregionalen
Möglichkeiten hinausgehen.
Im letzten Jahrzehnt haben
uns die Wirtschafts- und Sozialpolitik und das
nachhaltige Wachstum erlaubt, die Krise der
Weltwirtschaft zu überstehen und uns eine
Verminderung der Armut, der Arbeitslosigkeit und der
ungleichen Verteilung der Einkünfte ermöglicht.
DIE TIEFGREIFENDEN
POLITISCHEN UND SOZIALEN UMGESTALTUNGEN HABEN IN
VERSCHIEDENEN LÄNDERN DER REGION MILLIONEN VON
FAMILIEN, DIE DER ARMUT ENTKOMMEN SIND, DIE WÜRDE
ZURÜCKGEGEBEN
Die tiefgreifenden
politischen und sozialen Umgestaltungen haben in
verschiedenen Ländern der Region Millionen von
Familien, die der Armut entkommen sind, die Würde
zurückgegeben.
Aber die Region
Lateinamerikas und der Karibik ist immer noch die
mit der größten Ungleichheit auf dem Planeten. Im
Durchschnitt empfingen 20 % der Haushalte mit
geringen Einkommen 5 % des Gesamterlöses; 167
Millionen Menschen leiden noch unter Armut, einer
von fünf Minderjährigen unter 15 Jahren lebt in
Bedürftigkeit und die Zahl der Analfabeten
übersteigt 35 Millionen.

Die Hälfte unserer
Jugendlichen verfügt über keine Sekundarschulbildung
oder hat nicht das 9. Schuljahr absolviert, aber im
Niedriglohnbereich trifft dies auf 78 % zu. Zwei
Drittel der neuen Generation erreichen nicht die
Universität.
Es wächst die Zahl der Opfer
des organisierten Verbrechens und der Gewalt, die
die Stabilität und den Fortschritt der Nationen
bedrohen.
Was werden die zig Millionen
Marginalisierten über Demokratie und Menschenrechte
denken?
Wie wird ihr Urteil über die
politischen Modelle ausfallen? Was werden sie von
den Wahlgesetzen halten? Ist das die
Zivilgesellscheft, an die die Regierungen und die
internationalen Organisationen denken? Was würden
sie antworten, wenn man sie zur Wirtschafts- und
Finanzpolitik befragen würde?
Unter diesen Gesichtspunkten
haben viele der industrialisierten Länder unserer
Region wenig vorzuweisen, in denen die Hälfte der
Jugendlichen arbeitslos ist, die Krise auf die
Arbeiter und Studenten abgeladen wird, die sie
unterdrücken, während sie die Bankiers schützen,
Gewerkschaftsgründungen verhindern, Frauen für
gleiche Arbeit weniger Geld bezahlen, inhumane
Politik gegen Einwanderer zur Anwendung bringen, wo
der Rassismus, die Fremdenfeindlichkeit, der
gewalttätige Extremismus und neofaschistische
Tendenzen wachsen und wo die Bürger nicht zur Wahl
gehen, weil sie keine Alternative zur Korruption in
der Politik sehen oder weil sie wissen, dass die
Wahlversprechen schon bald vergessen sein werden.
Um die sogenannte soziale
Inklusion und die Umweltverträglichkeit zu
erreichen, werden wir eine eigene Vision zu den
ökonomischen Systemen, den Produktions- und
Konsummustern, dem Verhältnis von
Wirtschaftswachstum und Entwicklung sowie zur
Wirksamkeit der politischen Modelle schaffen müssen.
VON ELEMENTARER
NOTWENDIGKEIT WIRD DIE VERTEIDIGUNG DER KARIBISCHEN
INTERESSEN UND DABEI INSBESONDERE DERER HAITIS SEIN
Wir müssen strukturelle
Lücken überwinden, kostenlose Bildung von hoher
Qualität, universelle und kostenlose
Krankenversorgung, Sozialversicherung für alle und
Chancengleichheit sicherstellen sowie die
vollständige Einhaltung aller Menschenrechte für
alle erreichen.
Inmitten solcher Bemühungen
werden die Solidarität und die Verteidigung der
karibischen Interessen, insbesondere derer Haitis,
von elementarer Notwendigkeit sein.
Eine neue internationale
Wirtschafts-, Finanz- und Währungsordnung wird
erforderlich sein, in der die Interessen und
Notwendigkeiten der Länder des Südens und der
Mehrheiten Raum und Priorität besitzen werden und wo
nicht jene vorherrschen, die uns die Konzentration
des Kapitals und den Neoliberalismus aufnötigen.
Die Agenda der Entwicklung
nach 2015 muss Lösungen für die strukturellen
Wirtschaftsprobleme der Region anbieten und
Änderungen in Gang setzen, die zu nachhaltiger
Entwicklung führen.
Auch ist es unerlässlich,
eine Welt des Friedens zu errichten, ohne die keine
Entwicklung möglich ist und die nach den Prinzipien
der Charta der Vereinten Nationen und des
Internationalen Rechts geregelt ist.
Die Unterzeichnung der
Proklamation Lateinamerikas und der Karibik als
Friedenszone durch die Staats- und Regierungschefs
bedeutet einen historischen Schritt und bietet eine
Referenz für die Beziehungen unter unseren Staaten
und mit dem Rest der Welt.
WIR VERURTEILEN ENERGISCH
DIE INAKZEPTABLEN UND UNGERECHTFERTIGTEN DER
BOLIVARISCHEN REPUBLIK VENEZUELAS UNILATERAL
AUFERLEGTEN SANKTIONEN
Die Solidarität in Unserem
Amerika ist für das Vorwärtskommen der gemeinsamen
Interessen entscheidend. Wir verurteilen ernegisch
die inakzeptablen und ungerechtfertigten der
Bolivarischen Republik Venezuela auferlegten
Sanktionen und die fortgesetzte Einmischung von
außen, die darauf ausgerichtet ist, in dieser
Brudernation ein Klima der Instabilität zu schaffen.
Kuba, das alle diese Geschichten genau kennt, weil
es sie in den letzten 50 Jahren am eigenen Leibe
erlitten hat, ermeuert seine unerrschütterliche
Unterstützung für die Bolivarische Revolution und
die rechtmäßige vom Präsidenten Nicolás Maduro Moros
angeführte Regierung.
Wir stehen hinter der
Republik Argentinien bei ihrem Anspruch auf die
Malvineninseln, Südgeorgien und die Südlichen
Sandwichinseln und den sie umgebenden
Seeverkehrsraum.Wir unterstützen die
südamerikanische Nation und ihre Präsidentin
Cristina Fernández, die den Angriffen der
Spekulationsfonds und den Entscheidungen der
käuflichen Gerichte, die die Souveränität dieses
Landes verletzen, ausgesetzt ist.
Wir bekräftigen unsere
Solidarität mit dem Volk und der von Rafael Correa
angeführten Regierung Ecuadors und unterstützen
deren Reparationsforderungen für die von dem
transnationalen Unternehmen Chevron im
Amazonasgebiet Ecuadors verursachten Umweltschäden.
Wie wir bereits bei anderen
Anlässen gesagt haben, ist die Gemeinschaft nicht
vollständig solange Puerto Rico fehlt. Dessen
kolonialer Zustand ist unannehmbar und seine
lateinamerikanische und karibische Zugehörigkeit
lässt keine Zweifel zu.
Beim Friedensprozess in
Kolumbien sind bei den Verhandlungen zwischen der
Regierung und den Revolutionären Streitkräften
Kolumbiens-Volksarmee, die in Havanna stattfinden,
entscheidende Vereinbarungen erzielt worden. Nie
zuvor war man auf dem Weg zum Frieden soweit
vorangekommen. Kuba wird weiterhin in seiner
Funktion als Garant und Sitz dieser Gespräche alles
Notwendige zur Verfügung stellen und soweit wie
möglich zum Ende des Konflikts und zum Aufbau eines
gerechten und dauerhaften Friedens in Kolumbien
beitragen.
Wir werden, wie wir es bis
jetzt getan haben, entschlossen die gerechte
Forderung der Karibikländer nach
Reparationszahlungen für die ihnen wegen der
Sklaverei und des Kolonialismus zugefügten Schäden
unterstützen und wir wenden uns entschieden gegen
die Entscheidung, ihnen mit dem technokratischen
Vorwand, sie seien als Länder mit mittlerem
Einkommen einzustufen, die unerlässlichen
finanziellen Ressourcen zu entziehen.
Wir begrüßen die
ausgezeichneten Fortschritte, die im Forum
CELAC-China und bei den Beziehungen der Region mit
der BRICS Gruppe erreicht wurden.
Wir wiederholen die
Besorgnis wegen der enormen und anwachsenden
Militärausgaben, die der Welt von den Vereinigten
Staaten und der NATO auferlegt werden sowie wegen
des Versuchs, die aggressive Präsenz letzterer bis
an die Grenzen Russlands auszudehnen, mit dem wir
historische, brüderliche und für beide Seiten
vorteilhafte Beziehungen haben. Wir wenden uns
energisch gegen die einseitigen und ungerechten
gegen dieses Land verhängten Sanktionen.
Die wachsende Aggressivität
der NATO Militärdoktrin und der Entwicklung
nicht-konventioneller Kriege hat vernichtende Folgen
und schwere Spuren hinterlassen, sie bedrohen den
Frieden und die internationale Sicherheit.
Für Kuba ist das Prinzip der
souveränen Gleichheit der Staaten und der
Selbstbestimmung der Völker unveräußerlich.
Die Generalversammlung der
Vereinten Nationen muss ihre Befugnisse nutzen, um
den Frieden und die internationale Sicherheit
angesichts der Doppelmoral, der Exzesse und der
Versäumnisse des Sicherheitsrats zu bewahren.
Die Vollmitgliedschaft
Palästinas, dem die Regierung und das Volk Kubas
seine Solidarität aussprechen, darf nicht länger
aufgeschoben werden. Das Veto im Sicherheitsrat um
Israel für seine Verbrechen Straffreiheit zu
garantieren, muss ein Ende haben.
Afrika, wo unsere Wurzeln
liegen, braucht weder Ratschläge noch Einmischung
sondern die Transferierung von Finanzressourcen,
Technologie und eine gerechte Behandlung. Wir werden
immer die legitimen Interessen dieser Länder
verteidigen, mit denen wir Schulter an Schulter
gegen Kolonialismus und Apartheid gekämpft haben und
mit denen wir brüderliche Beziehungen und
Zusammenarbeit pflegen. Wir werden uns immer an ihre
unveränderliche Solidarität und ihre Unterstützung
erinnern.
DIE AUSSENPOLITIK DER KUBANISCHEN REVOLUTION WIRD
WEITERHIN IHREN PRINZIPIEN TREU BLEIBEN
Die Stimme Kubas wird unermüdlich die
gerechte Sache und die Interessen der Länder des
Südens verteidigen und ihren gemeinsamen Zielen und
Standpunkten treu sein, im Wissen, dass Vaterland
gleich Menschheit ist. Die Außenpolitik der
kubanischen Revolution wird weiterhin ihren
Prinzipien treu bleiben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 17. Dezember kehrten die kubanischen
antiterroristischen Kämpfer Gerardo Hernández, Ramón
Labañino und Antonio Guerrero in ihre Heimat zurück,
die zusammen mit Fernando González und René González
für uns eine Quelle des Stolzes und ein Beispiel für
Standhaftigkeit sind.
Der US-Präsident bestätigte das Scheitern der
seit über fünfzig Jahren gegen Kuba angewandten
Politik und die vollständige Isolation, die sie für
sein Land bewirkt hat, den Schaden, den die Blockade
unserem Volk verursacht hat und er wies die
Überprüfung der offensichtlich nicht zu
rechtfertigenden Aufnahme der Insel in die Liste der
Länder an, die den internationalen Terrorismus
fördern.
An diesem Tag gab er auch die Entscheidung
bekannt, die diplomatischen Beziehungen der USA mit
unserer Regierung wieder aufzunehmen.
Diese Veränderungen sind das Ergebnis eines fast
anderthalb Jahrhunderte währenden heldenhaften
Kampfes und der Treue des kubanischen Volkes zu
seinen Prinzipien. Sie wurden auch möglich dank der
neuen Ära, die unsere Region erlebt, und der starken
und mutigen Forderungen der Regierungen und Völker
der CELAC.
Sie sind eine Bestätigung für Unser Amerika, das
sich in enger Einheit in den Vereinten Nationen und
in allen Bereichen für diese Ziele einsetzte.
Nach dem ALBA-Gipfel in Cumaná, Venezuela,
führten die Debatten auf dem Gipfel der
Amerikanischen Staaten 2009 in Port of Spain,
Trinidad und Tobago, dazu, dass der neu gewählte
Präsident Obama einen Neuanfang mit Kuba in Erwägung
zog.
In Cartagena, Kolumbien, im Jahr 2012, gab es
eine heftige Diskussion mit einer einstimmigen und
eindeutigen Stellungnahme gegen die Blockade, was
eine bedeutende US-amerikanische Persönlichkeit
veranlasste, die Versammlung als das große Scheitern
von Cartagena bzw. als Katastrophe – das war der
genaue Begriff – zu bezeichnen, und es wurde über
den Ausschluss Kubas von Veranstaltungen dieser Art
diskutiert. Ecuador hatte aus Protest beschlossen,
nicht teilzunehmen. Venezuela, Nicaragua und
Bolivien erklärten, dass sie an keinem weiteren
Gipfel ohne Kuba teilnehmen würden, und erhielten
die Unterstützung von Brasilien, Argentinien und
Uruguay. Die Karibische Gemeinschaft nahm die
gleiche Haltung ein. Mexiko und andere Nationen
sprachen sich im gleichen Sinne aus.
Der panamaischen Präsident Juan Carlos Varela
ließ vor seiner Amtseinführung wissen, dass er Kuba
mit vollen Rechten und zu gleichen Bedingungen zum
VII. Gipfel der Amerikanischen Staaten einladen
werde und das tat er auch. Kuba erklärte sofort,
dass es anwesend sein werde.
Es zeigt sich, dass Martí Recht hatte, als er
schrieb, dass „ein gerechtes Prinzip aus den Tiefen
einer Höhle mehr vermag als eine Armee" (Beifall).
Allen Anwesenden spreche ich die tiefste
Dankbarkeit Kubas aus.
Den 188 Staaten, die bei den Vereinten Nationen
gegen die Blockade stimmen, die ähnliche Forderungen
in der Generalversammlung, auf Gipfeltreffen und
internationalen Konferenzen stellten, und allen
Volksbewegungen, politischen Kräften, Parlamenten
und Persönlichkeiten, die sich unermüdlich zu diesem
Zweck mobilisiert haben, danke ich aufrichtig im
Namen der Nation.
Dem Volk der Vereinigten Staaten, das eine
wachsende Opposition gegen die Politik der Blockade
und der Feindseligkeit von mehr als fünf Jahrzehnten
zum Ausdruck brachte, bekräftige ich ebenfalls
unseren Dank und freundschaftliche Gefühle.
Diese Ergebnisse zeigen, dass Regierungen, die
tiefgreifende Differenzen haben, Lösungen für die
Probleme finden können, durch einen respektvollen
Dialog und den Austausch auf der Grundlage der
souveränen Gleichheit und Gegenseitigkeit zum Nutzen
ihrer jeweiligen Nationen.
Wie ich schon mehrfach erklärt habe, müssen wir,
Kuba und die Vereinigten Staaten, die Kunst des
zivilisierten Zusammenlebens erlernen, basierend auf
der Respektierung der Unterschiede zwischen den
beiden Regierungen und in der Zusammenarbeit bei
Themen von gemeinsamem Interesse, die zur
Bewältigung der Herausforderungen der Hemisphäre und
der Welt beiträgt.
Aber es darf nicht der Anspruch gestellt werden,
dass Kuba dafür seine Ideale der Unabhängigkeit und
sozialen Gerechtigkeit aufgibt, auch nur von einem
seiner Prinzipien abweicht oder auch nur einen
Millimeter in der Verteidigung der nationalen
Souveränität zurückgeht.
Wir werden uns nicht provozieren lassen, aber wir
werden auch kein Ansinnen auf Beratung oder Druck in
Sachen unserer inneren Angelegenheiten akzeptieren.
Wir haben uns dieses souveräne Recht mit großen
Opfern und auf Kosten größter Risiken verdient.
Könnten etwa die diplomatischen Beziehungen
wiederaufgenommen werden, ohne dass die
Finanzdienstleistungen für die Interessenvertretung
Kubas und ihr Konsulat in Washington
wiederhergestellt werden, die als Folge der
Finanzblockade unterbrochen wurden? Wie wäre eine
Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen
erklärlich, ohne dass Kuba aus der Liste der Staaten,
die den internationalen Terrorismus fördern,
entfernt wird? Wie wird von nun an das Verhalten der
US-Diplomaten in Havanna in Bezug auf die Einhaltung
der in der Internationalen Konvention für
diplomatische und konsularische Beziehungen
festgelegten Normen sein? Dies ist es, was unsere
Delegation dem US-Außenministerium in den
bilateralen Gesprächen letzte Woche gesagt hat, und
es werden weitere Treffen erforderlich sein, um
diese Themen zu behandeln.
Wir haben mit dem US-Präsidenten die Bereitschaft
geteilt, zur Normalisierung der bilateralen
Beziehungen voranzuschreiten, sobald die
diplomatische Beziehungen wiederaufgenommen sind,
was bedeutet, gegenseitige Maßnahmen zu ergreifen,
um das Klima zwischen den beiden Ländern zu
verbessern, andere offene Fragen zu lösen und in der
Zusammenarbeit voranzukommen.
Die aktuelle Situation öffnet in bescheidenem
Maße eine Möglichkeit für die Hemisphäre, neue und
höhere Formen der Zusammenarbeit zu finden, die den
beiden Amerikas zugute kommen. Dies würde
ermöglichen, drängende Probleme zu lösen und neue
Wege zu eröffnen.
Der Text der Proklamation von Lateinamerika und
der Karibik als Friedenszone ist die unverzichtbare
Plattform dafür, einschließlich der Anerkennung
dessen, dass jeder Staat das unveräußerliche Recht
hat, sein politisches, wirtschaftliches, soziales
und kulturelles System zu wählen, ohne Einmischung
in irgendeiner Form durch einen anderen Staat, was
einen unverzichtbaren Grundsatz des Völkerrechts
darstellt.
DIE WIRTSCHAFTS-HANDELS- UND
FINANZBLOCKADE, DIE GEWALTIGE MENSCHLICHE UND
WIRTSCHAFTLICHE SCHÄDEN HERVORRUFT UND EINE
VERLETZUNG DES VÖLKERRECHTS DARSTELLT, MUSS AUFHÖREN
Das Hauptproblem ist nicht
gelöst worden. Die Wirtschafts-, Handels- und
Finanzblockade, die gewaltige menschliche und
wirtschaftliche Schäden hervorruft und eine
Verletzung internmationalen Rechts darstellt, muss
aufhören.
Ich erinnere an das
Memorandum des stellvertretenden Außenministers
Mallory vom April 1960, in dem, wegen des Fehlens
einer effektiven politischen Opposition,
vorgeschlagen wurde, in Kuba Hunger, Verzweiflung
und Leiden zu schaffen, um so den Sturz der
revolutionären Regierung herbeizuführen. Jetzt
scheint alles darauf hinzuweisen, dass das Ziel
darin besteht, durch wirtschaftliche, politische und
Mittel der Kommunikation eine künstliche politische
Opposition aufzubauen.
Die Wiederaufnahme der
diplomatischen Beziehungen ist der Beginn eines
Prozesses der Normalisierung der bilateralen
Beziehungen, aber diese wird nicht möglich sein,
solange die Blockade besteht und das unrechtmäßig
durch den Marinestützpunkt von Guantánamo besetzte
Gebiet nicht zurückgegeben wird (Beifall), die
Radio- und Fernsehübertragungen, die Internationales
Recht verletzen, nicht aufhören und es für unser
Volk keine gerechte Entschädigung für die erlittenen
menschlichen und wirtschaftlichen Schäden gibt.
Es wäre weder ethisch,
gerecht noch akzeptabel wenn man von Kuba etwas im
Austausch verlange. Solange diese Probleme nicht
gelöst sind, wäre eine diplomatische Annäherung
zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten nicht
sinnvoll.
Es kann auch nicht erwartet
werden, dass Kuba zustimmen wird, über die genannten
Aspekte im Zusammenhang mit unseren inneren absolut
souveränen Angelegenheiten zu verhandeln.
Man konnte in den
Verhandlungen, die kürzlich stattgefunden haben,
weiterkommen, weil wir uns gegenseitig mit Respekt
und auf Augenhöhe begegneten. Um weiter
voranzukommen, muss es so bleiben.
Wir haben aufmerksam die
Ankündigung des Präsidenten der Vereinigten Staaten
verfolgt, durch Entscheidungen der Exekutive
bestimmte Aspekte der Blockadeanwendung zu
modifizieren.
Die veröffentlichten
Maßnahmen sind sehr begrenzt. Das Verbot von
Krediten und der Nutzung des Dollars bei unseren
internationalen Transaktionen bleibt bestehen. Die
Individualreisen von US-Bürgern unter Lizenz für den
sogenannten „Volk zu Volk"-Austausch werden
behindert, sie sind an subversive Zwecke gebunden
und auch die Reise auf dem Seeweg wird unterbunden.
Der Erwerb von Ausrüstung
und Technologie, mit mehr als 10 % US-Komponenten
auf anderen Märkten und der Import von Waren mit
mehr als 10 % kubanischer Rohstoffe durch die
Vereinigten Staaten und vieles andere mehr ist
weiterhin verboten.
Präsident Obama könnte mit
Entschiedenheit die weitreichenden exekutiven
Befugnisse, die in seiner Hand liegen, nutzen, um
die Handhabung der Blockade auch ohne die Zustimung
des Kongresses substantiell zu modifizieren.
Er könnte in anderen
Wirtschaftsbereichen das erlauben, was er im Bereich
der Telekommunikation mit dem offensichtlichen Ziel,
die Politik in Kuba zu beeinflussen, autorisiert
hat.
Seine Entscheidung, im
Kongress eine Debatte mit dem Ziel der Aufhebung der
Blockade zu führen, ist bedeutsam gewesen.
Die Sprecher der US-Regierung
haben ganz deutlich erklärt, dass sich jetzt die
Methoden, aber nicht die Ziele ihrer Politik
verändert hätten und sie bestehen auf der
Einmischung in unsere Angelegenheiten, was wir nicht
akzeptieren werden. Die Gegenseite sollte ihr
Vorhaben aufgeben, mit der kubanischen Gesellschaft
in Verbindung treten zu wollen, so als ob es dort
keine souveräne Regierung gäbe. (Beifall)
Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass
die neue Politik, die angekündigt wird, die Existenz
einer sozialistischen Revolution 90 Meilen von
Florida entfernt akzeptiere.
Man will, dass auf dem Gipfel der Amerikanischen
Staaten in Panama die sogenannte Zivilgesellschaft
anwesend ist, eine Meinung, die Kuba immer vertreten
hat. Wir haben gegen das protestiert, was auf der
Konferenz der Welthandelsorganisation in Seattle,
auf den Amerika-Gipfeln von Miami und Quebec oder
auf dem Klimagipfel in Kopenhagen passierte, oder
wenn sich die G7 oder der Internationale
Währungsfonds versammelt, wo sie unter brutaler
Polizeirepression hinter Stahlzäune und Dutzende
Kilometer von den Ereignissen weggedrängt wird.
Sicher wird die kubanische Zivilgesellschaft
anwesend sein und ich hoffe, dass es keine
Beschränkungen für die nichtstaatlichen
Organisationen unseres Landes geben wird, die
offensichtlich keinen Status in der OAS haben und
nicht daran interessiert sind, sehr wohl aber von
den Vereinten Nationen anerkannt werden.
Ich erwarte, in Panama die Volksbewegungen und
NGOs sehen zu können, die für nukleare Abrüstung,
für Umweltschutz und gegen Neoliberalismus eintreten,
die Occupy Wall Street und die Indignados dieser
Region, die Studenten und Schüler, Bauern,
Gewerkschaften, indigenen Gemeinschaften, die
Organisationen, die sich der Umweltschädigung durch
Schiefergas-Fracking widersetzen, sich für die
Rechte von Migranten einsetzen, Folter,
außergerichtliche Tötungen, Polizeigewalt und
rassistische Praktiken anklagen, für die Frauen
gleiche Löhne für gleiche Arbeit verlangen oder
einen Ausgleich für Umweltschäden von den
transnationalen Unternehmen fordern.
Allerdings haben die am 17. Dezember gemachten
Ankündigungen weltweite Anerkennung hervorgerufen
und Präsident Obama hat dafür eine breite
Unterstützung in seinem Land erhalten.
Einige Kräfte in den USA werden versuchen, diesen
beginnenden Prozess abzubrechen. Es sind die
gleichen Feinde einer gerechten Beziehung der USA
mit Lateinamerika und der Karibik, es sind die, die
die bilateralen Beziehungen vieler Ländern unserer
Region mit diesem Land behindern. Es sind die, die
immer erpressen und Druck ausüben.
Wir wissen, dass die Aufhebung der Blockade ein
langer und schwieriger Weg sein wird, der
Unterstützung, Mobilisierung und entschlossenes
Handeln von allen Menschen guten Willens in den
Vereinigten Staaten und der Welt erfordert, der die
Annahme der Resolution durch die Generalversammlung
der Vereinten Nationen auf ihrer nächsten Tagung
erfordert, die ihre Beendigung verlangt, und vor
allem die konzertierte Aktion Unseres Amerikas.
Sehr geehrte Staats- und Regierungschefs,
liebe Freunde,
wir beglückwünschen Costa Rica, den Präsidenten
Solis und seine Regierung für ihre Arbeit an der
Spitze der CELAC. Wir begrüßen Ecuador und den
Präsidenten Correa, der im Jahr 2015 den Vorsitz der
Gemeinschaft innehaben wird, und sprechen ihm volle
Unterstützung aus.
Vielen Dank! (Beifall)
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