BIERBRAUEREI „EHEMALIGES HOLZ- UND
TABAKLAGER“
Bier, Nostalgie und Meer
René A. Castaño Salazar
Fotos: Alberto Borrego
Das
Projekt der Wiederbelebung des Hafens von Havanna
hat einen neuen Schritt bei der Umwandlung dieses
ehemaligen Industriegebietes in ein neues
Erholungsgebiet für Einwohner und Besucher des Ufers
der Bucht unternommen: Im März wurde die
Bierbrauerei „Ehemaliges Holz- und Tabaklager“
eröffnet.

Die am
Ende der Allee Alameda de Paula und direkt neben den
„Almacenes San José“ gelegene kleine Brauerei wird
mit Technologie und Rohstoffen österreichischer
Herkunft betrieben. Bei einer Kapazität für 430
Gäste haben es seine Designer verstanden, in einem
komfortablen und weiträumigen Ambiente
Funktionalität und Neuzeitlichkeit zu verbinden.
Im
alten Lager, einem Schatz des kubanischen
Industrieerbes, wurden die Originalstruktur seiner
Architektur aus Metall sowie einige Elemente seiner
ehemaligen Funktion bewahrt, wie im Fall der
Lastenzüge, die im Inneren an den oberen Ecken zu
sehen sind. Die Eisenbahnlinie wurde zusammen mit
einer der Lokomotiven als aufschlussreiches Detail
jenes Erscheinungsbildes des Hafens vom Beginn des
20. Jahrhundert erhalten, als die The Havana Central
Railroad Company den Aufbau des Kais aus Stahlbeton
in Auftrag gab.
EIN
WEITERER SCHRITT
Seine
vorzügliche Lage auf einem alten Kai macht es noch
immer möglich, dass Interessierte die Luft des
Hafenlebens schnuppern, dieses Ein- und Auslaufens
von Schiffen, das seit Kolonialzeiten aus der Reede
von Havanna einen Ort von maßgeblicher Bedeutung für
den Handel machte.
Die
Bierbrauerei hält für ihre in- und ausländischen
Kunden zwei Grillküchen bereit und die Liebhaber
dieses Getränkes finden dort den möglicherweise
längsten Tresen des Landes, der 37 Meter misst.
Eines
der kennzeichnenden Elemente dieser Art Einrichtung
stellen zweifellos die langen „Prüfstäbe“ oder
„Hörner“ dar, die sechs Bierkrüge fassen. Aber das
am besten gehütete Geheimnis dieses Ortes ist die
Rezeptur des vor Ort hergestellten Bieres, das in
diesen Behältnissen enthalten ist.
Mitten
in seiner Arbeit vor einer Glaswand, die die
Temperatur der Bierfässer erhält und gleichzeitig
möglich macht, den gesamten Produktionsablauf zu
verfolgen, erläuterte uns Wandy Márquez Suárez,
Brauereimeister mit mehreren Jahren Erfahrung, a
grosso modo die Abläufe der Herstellung des
Getränkes: Schroten, Gärung, Lagern und Abfüllung.
„Wir
benutzen gegenwärtig fünf Arten von Gerstenmalz —
Pilsen, München, dunkles Karamel, helles Karamel und
gerösteten Malz. Indem wir sie in verschiedenen
Proportionen kombinieren, können wir Farben und
Geschmacksnuancen erreichen, die bei jeder unserer
Biersorten verschieden sind. Wir stellen hier drei
Arten dieses Getränkes her: Das klare, das dunkle
und das schwarze, wobei das klare Bier am meisten
konsumiert wird.“
Die auf
leichte Gerichte spezialisierte Küche bietet unter
anderem Meeresfrüchte vom Grill an, gegrillte
Fleischgerichte sowie verschiedene Bratspieße.
Das
Lokal, dessen Wände mit Bildern der Künstler Edel
Rodríguez Mola, Nelson Ponce und Raúl Valdés
geschmückt sind, die eine Traumwelt zwischen Ozean
und Bier zeigen, beherbergt genau in der Mitte
seines Salons eine schlichte Bühne, die für
Aufführungen kleinen Formats geeignet ist, wie uns
Grether Rosado González, Fachhändler von Habaguanex,
mitteilte.
„Das
ehemalige Holz- und Tabaklager hat in seinem oberen
Stockwerk auch eine Aussichtsplattform, die das
gesamte Dach einnimmt, von wo aus ein vorzüglicher
Blick auf die Bucht möglich sein wird, sobald die
Bauarbeiten beendet sind. Später wird der hintere
Teil der Brauerei des alten Kais auch eine Kaufhalle
beherbergen.“
Die
Arbeitsgänge des Hafens von Havanna werden
schrittweise auf die neue Reede von Mariel
übergeleitet. Die zurückgelassenen Installationen
verlieren nicht an Attraktivität für die
Wiederherstellung des alten Hafengebietes, der sich
das Büro des Stadthistorikers widmet. Die Idee einer
modernen Uferpromenade mit Einrichtungen, die der
gesunden Erholung dienen, wird nach und nach mit
Leben erfüllt.
Das
Getümmel der „Almacenes San José“ — wo sich der
Markt der Kunsthandwerker befindet — und die neue
Bierbrauerei verleihen der hauptstädtischen Reede
ein anderes Ambiente. Es nähert sich der Zeitpunkt,
an dem man sich sehnsüchtig der Handelsschiffe in
der Bucht von Havanna erinnern wird. Aber dann
werden die Bewohner und Besucher neue Bezugspunkte
für die Freizeitgestaltung haben und die Stadt wird
einen wichtigen Küstenstreifen zurückgewonnen haben.
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