Kuba wird niemals
auf seine Souveränität noch auf den von seinem Volk
frei gewählten Weg verzichten
Herr Präsident,
verehrte Ständige Vertreter,
verehrte Delegierte,
die Generalversammlung der Vereinten Nationen
behandelt heute zum 23. Mal dieses für die
Weltgemeinschaft so wichtige Thema, weil es das
Völkerrecht berührt, das die großen und kleinen,
reichen und armen Staaten schützt und die Garantie
der Unabhängigkeit sowie der Ausübung der nationalen
Souveränität aller ist, die die Grundlage der
souveränen Gleichheit bildet.
Es hat auch einen direkten Bezug zum Genuss der
Menschenrechte durch alle Menschen und alle Völker.
Diese Angelegenheit betrifft die Freiheit des
Handels und der Schifffahrt, die die Interessen der
Staaten, Unternehmen und Bürger schützt.
Wir versammeln uns jedoch in einer ganz
besonderen internationalen Gesamtlage, die durch
schwere Bedrohungen des internationalen Friedens und
der Sicherheit gekennzeichnet ist; durch furchtbare
Kriege und Terrorakte von außergewöhnlicher
Grausamkeit; durch die Gefahr, die die Existenz
enormer Atomarsenale bedeutet; durch die
außergewöhnlichen Rüstungsausgaben, die nutzlos
sind, um irgendeines der großen Probleme der
Weltbevölkerung zu lösen, die sich rapid der Zahl
von 8 Milliarden nähert.
Es ist ein entscheidender Moment in den
Auswirkungen des Klimawandels, der neben anderen
katastrophalen Konsequenzen bisher nicht gekannte
Hungersnöte ungekannten Ausmaßes, generelle extreme
Armut in ganzen Regionen und massenhafte
Migrationswellen hervorrufen kann.
Wir leben in einer Zeit, die durch die globale
Krise des Systems und die Überlagerung seiner
Wirtschafts-, Nahrungs-, Energie- und
Wasserkomponenten gekennzeichnet ist.
Zusammen mit der Armut, die mehr Leben fordert
als der Krieg, steigt das Risiko schwerer
Krankheiten wie Ebola, die, wenn sie nicht mit der
sofortigen und effizienten Kooperation aller in den
betroffenen Bruderländern Westafrikas gestoppt und
gelöst wird, sich in eine der schlimmsten Pandemien
der Geschichte verwandeln könnte.
Präsident Raúl Castro Ruz erklärte kürzlich:
„Dieses noble und dringende Ziel erfordert die
unerlässliche Anstrengung und die Verpflichtung
aller Länder der Welt, je nach den Möglichkeiten
eines jeden. Wir sind der Meinung, dass jegliche
Politisierung dieses schweren Problems vermieden
werden sollte, die uns vom grundlegenden Ziel
ablenken könnte, das die Hilfe in der Konfrontation
dieser Epidemie in Afrika und in der Prävention in
anderen Regionen ist."
Es handelt sich um eine nie gekannte Gruppe von
neuen und alten Problemen, die dahin tendieren, das
menschliche Leben unerträglich zu machen. Keines von
ihnen kann gelöst werden, wenn sich unser Verhalten
nicht ändert, unsere Art, die Realität zu behandeln
und umzugestalten, damit um des Überlebens der
Menschheit willen wahrhaft zusammengearbeitet wird.
Vor wenigen Tagen schrieb Compañero Fidel Castro:
„Jeder bewusste Mensch weiß, dass die politischen
Entscheidungen, die Risiken für das hoch
qualifizierte Personal mit sich bringen, ein hohes
Maß an Verantwortung von Seiten derer bedeuten, die
sie dazu aufrufen, eine gefährliche Aufgabe zu
erfüllen. Es ist sogar noch härter als die, Soldaten
in den Kampf zu schicken und überdies für eine
gerechte politische Sache zu sterben, die diese
ebenfalls immer wie eine Pflicht erfüllten."
„Das medizinische Personal, das an irgendeinen
Ort zieht, um Leben zu retten, und dabei das Risiko
eingeht, das eigene Leben zu verlieren, ist das
größte Beispiel der Solidarität, das menschliche
Wesen bieten können, ..."
Herr Präsident,
es ist eine Tatsache, dass sich in der letzten
Periode die Wirtschafts- Handels- und Finnazblockade
der Vereinigten Staaten gegen Kuba verhärtet hat und
sich auch ihre extraterritoriale Anwendung in allen
Regionen intensiviert hat, besonders durch die
Auferlegung enormer und befremdlicher Geldstrafen
von 11 Milliarden Dollar gegen 38 Banken, wie der
französischen BNP Paribas, die Transaktionen mit
Kuba und anderen Ländern durchführt.
Die Anhäufung von wirtschaftlichen Schäden, die
für eine kleine Ökonomie gewaltig sind, beläuft sich
auf 1 Billion 112 Milliarden 534 Millionen Dollar
auf den Goldwert berechnet, der von den Schöpfern
des unheilvollen herrschenden Währungssystems
manipuliert wurde, das bereits die Auswirkungen
einer unüberwindlichen Krise erleidet, die die
ärmsten Länder heimsucht.
Die menschlichen Schäden der Blockade wachsen an.
Bereits 77 % der Kubaner sind unter diesen
Bedingungen geboren worden. Das Leiden unserer
Familien kann man nicht in Zahlen fassen. Es gibt
viele internationale Abkommen, die die Blockade
verbieten, das Genfer Abkommen von 1948 gegen den
Völkermord eingeschlossen. Sie beeinträchtigt die
Ausübung der Menschenrechte eines ganzen Volkes. Sie
erschwert ernsthaft die wirtschaftliche Entwicklung
des Landes.
Auch wenn unsere Sozial- und Gesundheitssysteme
es schaffen, den Verlust von Menschenleben zu
verhindern, kann doch kein rechtschaffener Mensch
auf der Welt, auch nicht in den Vereinigten Staaten,
diese verheerenden Folgen befürworten.
Trotz allem erlauben uns unsere Kultur, die
Erziehung, die Garantie von Rechten und
Chancengleichheit, eine gebildete und solidarische
Gesellschaft zu sein.
Herr Präsident,
auf beiden Seiten der Meerenge von Florida hatten
die Völker der Vereinigten Staaten und Kubas immer
enge Bindungen.
Trotz der systematischen, ein halbes Jahrhundert
währenden Lügenkampagnen gegen unser Land
unterstützte das Volk der Vereinigten Staaten die
Rückgabe des 1999 entführten kubanischen Kindes an
seine Familie.
Kuba hat schon in den ersten Stunden angesichts
der schrecklichen Terrorakte am 11. September 2011
alle innerhalb seiner Möglichkeiten liegende Hilfe
angeboten, als Tausende von Flugzeugen keine
Landemöglichkeiten hatten, und um nach den
Anthrax-Angriffen gegen die Vereinigten Staaten den
Mangel an Antiobiotika zu beheben.
Ehrlich besorgt wegen der Schäden, die im Jahr
2005 durch den Hurrikan Katrina hervorgerufen
wurden, boten wir den Menschen in New Orleans
medizinische Zusammenarbeit an, und daraus entstand,
benannt nach einem heldenhaften jungen
Nordamerikaner, der im 19. Jahrundert für die
Unabhängigkeit Kubas kämpfte, das Kontingent Henry
Reeve, das jetzt in Sierra Leone und Liberia im
Einsatz ist. Sein angesehener Name kennzeichnet die
Einheit, die im Jahr 2005 Pakistan nach dem Erdbeben
zu Hilfe kam. Sie setzte ihre fruchtbare
Zusammenarbeit mit den US-Militärärzten fort, die in
El Salvador nach dem Erdbeben von 2001 und in
Guatemala in den Jahren 2002 und 2003 während der
Behandlung der Onchozerkose begonnen worden war.
Im Jahr 2010, nach dem Erdbeben in Haiti,
arbeiteten die Vereinigten Staaten und Kuba
gleichermaßen zum Wohle dieser leidenden Nation
zusammen.
Die kubanische Regierung teilte beständig den
Vereinigten Staaten ihre Informationen über gegen
diese gerichtete terroristische Anschläge oder
Attentate mit.
Trotz der alten Spannungen und der Versuche
seitens gewalttätiger Extremisten und
terroristischer Gruppen, einen Krieg zu provozieren,
ist es nie dazu gekommen, es gibt keine toten jungen
Nordamerikaner in Kuba. Auch wenn Kuba immer
verleumdet wurde, stellte es nie eine Bedrohung für
die Sicherheit der Vereinigten Staaten dar.
Es gibt keine Feindschaft zwischen unsern
Völkern. Kuba nimmt die wenigen US-Amerikaner, denen
ihre Regierung erlaubt, es zu besuchen oder die, die
dafür ein Risiko eingehen, genauso gastfreundlich
auf wie diejenigen, die zu uns kommen, um humanitäre
Hilfe zu leisten, wie die "Pastoren für den Frieden"
oder die, die in unserem Land Medizin studieren.
Man kennt die Meinungsumfragen, die eine
wachsende und mehrheitliche Unterstützung absolut
aller Teile der nordamerikanischen Gesellschaft für
die Aufhebung der Blockade und die Normalisierung
der bilateralen Beziehungen zeigen. Es fällt
besonders auf, dass dies noch stärker in Florida zum
Ausdruck kommt, wie auch die Tendenz der
Wählerstimmen bei den letzten Präsidentschaftswahlen
zeigt.
Politische Persönlichkeiten der verschiedensten
Richtungen und bedeutende Akademiker anerkennen,
dass diese Politik in ihren Absichten gescheitert
ist und nicht den nationalen Interessen des Landes
entspricht. Man braucht nur die Editorilas der New
York Times der letzten Wochen zu lesen.
Religiöse Führer legen rechtliche und und
eindeutige ethische und humanitäre Gründe dafür dar,
eine Veränderung zu fordern.
Die US-Amerikaner fordern die Freiheit, zum
einzigen Ort der Welt zu reisen, der ihnen verboten
ist und das Recht zu haben, direkte und persönliche
Informationen über die kubanische Wirklichkeit zu
erhalten.
Unternehmerorganisationen und Geschäftsleute sind
der Auffassung, dass die Blockade ihre
wirtschaftlichen Interessen schädigt. Die Mehrheit
der öffentlichen Meinung ist dagegen, den aktuellen
Kurs beizubehalten und äußert sich immer kritischer
dazu.
Die kubanische Auswanderung hat unter
diskriminierenden Maßnahmen und zahlreichen
Hindernissen bei der Familienzusammenführung, bei
den Reisen in beide Richtungen, den exzessiven
Kosten, die man ihr aufbürdet, der politischen
Manipulation, die nicht vor terroristischer Gewalt
Halt macht, gelitten und wünscht mehrheitlich
Frieden und Wohlergehen für ihre Familien und ihr
Volk und normale Beziehungen zu ihrem Herkunftsland.
Warum wird zur illegalen Benutzung der
Informationstechnologien ermutigt, anstatt beiden
Seiten vorteilhafte Geschäfte im Bereich der
Telekommunikation zu erlauben? Warum wird die
Verbindung Kubas mit den in seiner Nähe liegenden
Unterseekabeln verhindert und damit unsere
Verbindungsmöglichkeit eingeschränkt und erschwert?
Die Blockade schadet Kuba, aber sie schadet auch
den Vereinigten Staaten.
Die absurde und lächerliche Aufnahme von Kuba in
die Liste der Staaten, die den internationalen
Terrorismus fördern, die dazu dient, zusätzliche
finanzielle Sanktionen zu rechtfertigen,
diskreditiert die USA.
Die 16 Jahre ungerechter und betrügerischer
Freiheitsstrafe, die drei kubanischen
antiterroristischen Kämpfern auferlegt wurden, haben
diese nicht geschwächt. Im Gegenteil, sie haben sie
zu Helden und zum Vorbild für zukünftige
Generationen von Kubanern und zum Motiv des Stolzes
für diejenigen werden lassen, die mit ihren Opfern
den Weg für das neue Kuba ebneten.
Die Entscheidung, die Blockade zu beseitigen,
würde weltweit begrüßt werden und wäre ein
einzigartiger Beitrag zugunsten des Friedens und der
friedlichen Beilegung von Konflikten und Differenzen.
Nach den begrenzten, aber positiven Maßnahmen von
2009 und 2011 in Bezug auf Familienbesuche,
Überweisungen von im US-Gebiet wohnenden Kubanern
und Reisen von US-Bürgern bestimmter Kategorien zu
verschiedenen Austauschzwecken, hat sich der Dialog
auf technischer Ebene auf andere Themen ausgeweitet
und es hat sich die Zusammenarbeit erhöht in
Bereichen wie der Bekämpfung des Drogenhandels, der
grenzüberschreitenden Kriminalität, des
Menschenhandels, bei der Vermeidung von
Ölverschmutzungen, bei der Suche nach und der
Rettung von Personen, im Bereich der Sicherheit des
Luftraums und der Luftfahrt oder bei bestimmten
Vorkommnissen.
Die Reaktion der US-amerikanischen und
internationalen Gemeinschaft auf diese bescheidenen
Fortschritte war unterstützend und ermutigend.
Präsident Barack Obama hat alle
verfassungsmäßigen Vorrechte, ohne dass er sich an
den Kongress wenden müsste, die bestimmenden Aspekte
der Blockade zu ändern und eine neue und
entscheidende Dynamik in die bilateralen Beziehungen
einzuführen.
Herr Präsident, wir laden die Regierung der
Vereinigten Staaten ein zu einer gegenseitig
respektvollen Beziehung auf der Grundlage der
Gegenseitigkeit, basierend auf souveräner Gleichheit,
den Grundsätzen des Völkerrechts und der Charta der
Vereinten Nationen.
Wir können versuchen, Lösungen für die
Differenzen zu finden, durch einen respektvollen
Dialog und die Zusammenarbeit in Fragen von
gemeinsamem Interesse. Wir können auf zivilisierte
Art und Weise innerhalb unserer Unterschiede leben
und Beziehungen unterhalten.
Kuba wird niemals seine Souveränität oder den von
seinem Volk frei gewählten Weg zum Aufbau eines
gerechteren und effizienten, gedeihenden und
nachhaltigen Sozialismus aufgeben. Es wird auch
nicht von der Suche nach einer anderen
internationalen Ordnung ablassen und auch nicht
aufhören, für „das Weltgleichgewicht" zu kämpfen.
Herr Präsident,
angesehene Ständige Vertreter,
Delegierte,
Ich muss Sie darum bitten, in dieser schwierigen
internationalen Situation für den Resolutionsentwurf
A/69/L.4 unter dem Titel „Notwendigkeit der
Beendigung der von den Vereinigten Staaten von
Amerika gegen Kuba verhängten Wirtschafts-, Handels-
und Finanzblockade" zu stimmen, um so die Idee zu
unterstützen, dass die ernsten Probleme dieser Zeit
der Menschheit unerlässlich die Forderung stellen,
die Art und Weise unserer Beziehungen zu ändern,
damit wir sie lösen können, um den Frieden zu
bewahren, um das menschliche Leben zu erhalten.
Vielen Dank!